
Mögliche negative Folgen der Wildschweinschäden auf der Fläche des Naturstandorts vom vergangenen Herbst konnten bisher nicht beobachtet werden, was auch an der witterungsbedingt geringen Anzahl blühender Individuen liegt.
Nach einer schlechten Keimung im Garten Naundorf und außerordentlich hoher Mortalität der Einjährigen im Botanischen Garten Schellerhau im vergangenen Jahr wurden diesen Sommer 82 blühende Individuen ex situ gezählt. Viele Individuen hatten dabei nur eine Blüte. Die Ernte von insgesamt 4316 Korn ist ähnlich ausgefallen wie im letzten Jahr (2018: 4325 Korn).
Besser sieht es in den in situ-Flächen aus. Auf allen Flächen wurden 917 blühende Individuen gezählt. Das größte Bestandswachstum zeigt die neue Teilfläche am Galgenteich TF 11. Mit ca. 554 blühenden Individuen liegt diese Fläche weit über dem diesjährigen Median aller Teilflächen von 15 blühenden Individuen (Mittelwert ca. 100). Auf der TF 11 wurde ein Viertel der Fläche unbeerntet gemäht, um die Selbstausbreitung zu ermöglichen. Insgesamt konnten von allen Teilflächen 24708 Korn geerntet werden. Davon stammen 62 % von der TF 11. Wie üblich wurde in allen Teilflächen etwa die Hälfte der Diasporen direkt vor Ort verstreut.
Auf der neuen Teilfläche 12 „Bielaquellwiese“ konnten weiterhin keine Keimlinge oder adulte Pflanzen nachgewiesen werden. Möglicherweise begünstigt die mehrere Zentimeter mächtige Schicht aus Streu und Wurzelfilz eine starke Austrocknung der Oberfläche und behindert die Keimung.
Die zusätzlichen Pflegemaßnahmen im Bereich der Hufeisenwiese haben einen sichtbar positiven Effekt auf die Vegetationsstruktur gehabt. Die Große Sterndolde, welche sich stark ausgebreitet hatte, ist zwar noch individuenreich vertreten, jedoch waren die Pflanzen in den meisten Bereichen sehr viel kleiner und haben nicht geblüht. Die Beschattung war in dieser Saison kaum noch als problematisch einzuschätzen.
Hervorzuheben sind in dieser Saison die Einjährigen ex situ. Es sind insgesamt 577 Individuen, die vor allem im Garten Naundorf sehr groß und kräftig gewachsen sind.
Experimente
Im NE-Projekt hat sich immer wieder eine geringe Keimrate als Flaschenhals für die Vergrößerung der Erhaltungskulturen herausgestellt. Dazu kamen teils erhebliche jährliche Schwankungen in der Keim- und Etablierungsrate, so dass bei Vorhandensein einer ausreichenden Diasporenmenge auch einige Experimente durchgeführt wurden.
Lagerungstests:
Diasporen werden normalerweise sauber und gut getrocknet unter Standardbedingungen von ‑20 °C gelagert. Im Projekt wurden sie in der Vergangenheit aber auch schon im Kühlschrank oder im Lager (unbeheizt) aufbewahrt. Im Herbstsemester 2018/19 hatten Studenten der HTW Dresden verschieden eingelagerte Diasporen mittels TTC-Test (Triphenyltetrazoliumchlorid) auf Vitalität getestet. Diasporen der Ernte 2017 der ex situ-Erhaltungskultur Botanischer Garten Schellerhau wurden jeweils mit und ohne Substrat bei Raumtemperatur, im Kühlschrank und im Gefrierschrank gelagert. Getestet wurden 50 Diasporen pro Lagervariante.
Resultat:
Die Lagerung bei Raumtemperatur kann nicht empfohlen werden, da hier sowohl mit als auch ohne Substrat etwa die Hälfte der Diasporen stirbt. Bei der Kühlschranklagerung fällt auf, dass das Substrat einen ähnlich negativen Effekt hat und die Vitalität der Diasporen auf die Hälfte sinkt, während Diasporen ohne Substrat fast vollständig vital waren. Dagegen zeigten die im Gefrierschrank gelagerten Diasporen sowohl mit als auch ohne Substrat so gut wie keine Vitalitätsverluste. Kombiniert mit den Keimraten im Garten Naundorf in diesem Jahr, zeigt sich, dass die im Kühlschrank gelagerten Diasporen weniger dormant waren (11,2 % Keimrate) und eine entsprechend höhere Keimrate hatten als die im Gefrierschrank gelagerten (0,2 % Keimrate).
Wirkung von Mykorrhiza-Perlen:
Bei der Aussaat 2017 im Botanischen Garten Schellerhau wurden Diasporen aus zwei Erntejahrgängen und von zwei Herkünften aus in situ-Teilflächen jeweils zur Hälfte in Töpfe mit und ohne Zugabe von kommerziell erhältlicher Mykorrhiza gesät.
Resultat:
Die Zugabe von Mykorrhiza hat einen positiven Effekt auf das Überleben (75 % im Gegensatz zu 25 % ohne Mykorrhiza-Zugabe), jedoch keinen Einfluss auf die Keimrate. Es konnte anhand der Daten kein positiver Effekt der Mykorrhiza-Zugabe auf das oberirdische Wachstum festgestellt werden, jedoch war die Stichprobengröße am Ende des Experiments zu klein für eine gesicherte Auswertung.
Substrattest
Im Herbst 2018 wurden in einem weiteren Keimexperiment im Garten Naundorf verschiedene Substrate getestet. Auch hier konnte kein Einfluss auf die Keimrate jedoch auf die Überlebensrate der Keimlinge gefunden werden. Verglichen mit Aussaaterde überlebten bei der Verwendung einer Kompost-Geisingbergerde-Mischung als oberste Substratschicht signifikant weniger Keimlinge. Weitere Ergebnisse dieses Versuchs werden im nächsten Jahr erwartet. Es war zu beobachten, dass die verschiedenen Substrate unterschiedlich schnell austrocknen. Vermutlich hat diese Eigenschaft einen großen Einfluss auf die Keim- und Etablierungsrate und soll deshalb bei der aktuellen Aussaat weiter getestet werden.