Die einheimische, in Sachsen etablierte Art eines blauen Eisenhuts Aconitum plicatum ist auf ein kleines Gebiet südöstlich von Tellerhäuser bei Oberwiesenthal beschränkt, wo sie im Quellbereich des Klingerbachs vorkommt. Sie gilt als indigene Art, deren Entstehung und Ausbreitung auf natürliche, vom Menschen unbeeinflusste Weise erfolgte.

Die Art wächst als eine ausdauernde, krautige Pflanze. Sie hat eine nicht kugelige Rübe als Überdauerungs- und Speicherorgan. Der Stängel ist aufrecht, die Stängelblätter weisen unterseits eine undeutlich netzartige Nervatur auf. Die Blütezeit erstreckt sich von Juli-September, die blauen Blüten sind zwittrig. Die Art besiedelt Hochstaudenfluren, Quellfluren und Schluchtwälder. Der Standort Tellerhäuser wird als quellig beschrieben, wo es schattig und kühl ist und es eine hohe Luftfeuchtigkeit gibt. Hier wurzelt er flach.
Der Standort war Ende August 2019 stark durch forstliche Aktivitäten (Beräumung von Schadholz) bedroht. Die auf einer forstlichen Rückegasse stehenden Individuen sollten daher geborgen werden. Dicker Mehltau und Blattläusebefall deuteten bereits auf eine Schwächung der Pflanzen hin, die aber auch u.a. auf veränderte klimatische Faktoren (Hitze- und Trockenperioden) zurückzuführen sein konnten.
Die Lage Schellerhaus im Oberen Osterzgebirge mit einer Jahresmitteltemperatur von 5° C kommt der von Oberwiesenthal mit 3–5° C sehr nahe. Im Botanischen Garten Schellerhau bietet das „Fichtenbergwald-Quartier“ mit dem Bachlauf gute Standortbedingungen für die Erhaltungskultur: schattig, feucht, luftig und eine erhöhte Luftfeuchtigkeit. Deshalb wurde hier eine Stelle von anderen Arten wie z.B. Heidelbeere, Farn und Alpenmilchlattich frei gemacht und ein größerer Vernässungsbereich durch das Bachwasser geschaffen. Ein zweiter Standort wurde am waldseitigen Ufer des oberen Teiches geschaffen. Hier mussten Gras und Steine beseitigt und frische Komposterde eingebracht werden. Auch diese Zone wird immer wieder, je nach Wasserstand des Teiches, vernässt.
Die Pflanzen wuchsen sehr gut an und entwickelten sich in der Vegetationsperiode 2020 problemlos. Wöchentlich wurde der Bachlauf gesäubert, um die Vernässung zu gewährleisten. Ebenso wurden die Individuen auf Schädlingsbefall kontrolliert. Bis auf Fraßschäden, deren Verursacher aber nicht gesehen wurden, waren die Pflanzen gesund. Es bildete sich kein Mehltau. Also scheinen die diesjährigen, klimatischen Bedingungen optimal und die ausgewählten Standorte im Garten passend zu sein. Anfang Juli setzten 8 Individuen sogar Knospen an und blühten dann von Mitte Juli bis Ende August. Zum Teil reifte auch Samen, der ausstreute. Da derzeit im Tellerhäuser Gebiet kein Handlungsbedarf besteht, ist eine Anzucht von Jungpflanzen aus geerntetem Samen nicht erforderlich.
Der Klaffende Eisenhut wird in der Roten Liste als „vom Aussterben bedroht“ (1) eingestuft und wurde in die Top 50-Liste der gefährdeten Arten Sachsens aufgenommen. Der gesunde Pflanzenbestand lässt auf eine erfolgreiche Fortführung der Kultur im Botanischen Garten Schellerhau in den nächsten Jahren hoffen.
Die ex situ-Kultur wird mit EU-Geldern gefördert über die Richtlinie Natürliches Erbe RL NE/2014.